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    Auswirkungen der gesellschaftlichen Veränderungen auf die Musikschule

    Integration der Popularmusik in alle MS-Bereiche

    In jeder Form von Popularmusik kann – durchaus auch als Additiv zu einer „klassischen“ Ausbildung – ein erhebliches Motivationspotential enthalten sein. Diese Musik, die oft einen anderen, einen „lockereren, entspannteren“ (die Problematik der Begriffe in diesem Zusammenhang ist wohl bewusst) Zugang zur Musik nötig macht, so sie „authentisch“ erklingen und wirken soll, kann ein wichtiger Kontrapunkt zum Musizieren im „klassischen“ Bereich sein. Es ist beeindruckend mitzuerleben, wie mühelos sich etwa Geiger anhand von im Ensemble gespielter Popularmusik die schwierigen hohen und höchsten Lagen auf ihren Instrumenten erobern, denen sie sich im klassischen Repertoire oft mit Versagensangst und „Krampf“ nähern. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Nicht geplant ist die Führung eines im musikschulischen Diskurs befindlichen Hauptfaches „Popularmusik“, das sich ausschließlich mit dieser beschäftigt. Dies wäre wohl kaum vereinbar mit dem gesetzlichen Arbeitsauftrag öffentlichrechtlicher Musikschulen, der „Bildung & Erziehung“ lautet.

    Musikrezeption - Konzertbesuche

    Die Hörgewohnheiten und das Kulturverhalten sind heute stark im Umbruch. Musik“events“ – oft mit seichtem und austauschbarem Programm – boomen, ganzjährige Veranstaltungsreihen verlieren allerorts Publikum. Studien sagen uns, dass es zu einer nachhaltigen Prägung der Hörgewohnheiten im Sinne von Bildung nicht durch Einmalevents, sondern durch die Rezeption ganzjähriger Angebote kommt. Konzertbesuche, die „Musikrezeption“, sind Teil des Pflichtfachspektrums der J. Brahms Musikschule. Wir wollen die bestehenden Angebote flexibel den jeweiligen Rahmenbedingungen entsprechend modifizieren. Mit dem Konzertzyklus Freitag, 18:30 Uhr - 50 Minuten wurde ein wichtiger Schritt in diese Richtung gesetzt. Bei der Betrachtung des Konzertwesens insgesamt (bis hin zur internationalen Szene) ist die Beobachtung zu machen, dass möglicherweise immer mehr Mittel in immer mehr Veranstaltungen für die vorwiegend immer gleiche Publikumsschicht fließen (trotz vordergründig erfolgreicher Mega-Events). Zu überlegen ist für die Zukunft, Mittel stärker in die Erschließung neuer „stabiler“ Publikumsschichten zu investieren, die zünftig nicht nur „Einmal – Eventbesucher“ sein werden.

    Orchesterspiel für Nicht-Ensembleinstrumente

    Wir unterliegen dem Bundesprivatschulgesetz, dieses verlangt von öffentlichrechtlichen Musikschulen den „gemeinsamen Unterricht“. Das ist gut so, da im gemeinsamen Tun die stärkste motivatorische Kraft wohnt. Im Herbst 2006 haben wir ein mittlerweile 80-köpfiges „All Instruments Orchestra“, in dem vorwiegend Schüler spielen, die ein „Nicht“ – Orchesterinstrument lernen, gegründet: Keyboards, Akkordeons, Gitarren, 10 KlavierschülerInnen an 5 Klavieren. Das AIO wird von Michael Koller geleitet. Das erste Programm, das unser „AIO“ gemeinsam mit dem 200-stimmigen Chor unserer Volksschule und mit Timna Brauer & Elias Meiri gestaltet hat, hieß „Kinderlieder aus Europa“. „Kinderlieder aus Europa“ haben wir mit Absicht gewählt: Kinder, die gemeinsames Musizieren in Orchesterform nicht gewohnt sind, empfinden dies oft als Schock. Wenn es sich bei der Musik um Kinderlieder handelt, die die Kinder wenigstens teilweise kennen, fällt der „Schock“ weit milder aus. Interessierte Musikschulen können die von Günther Aigelsreiter erstellten Orchesterarrangements der „Kinderlieder“ über die J. Brahms Musikschule erwerben („Multibesetzung“, die mit beliebigen Instrumenten gespielt werden können).

    Ausbau der internationalen Kurse

    Mürzzuschlag hat sich in den letzten Jahren zu einem international bekannten Zentrum für Kurse entwickelt: Die auf Initiative von Ronald Fuchs mit Unterstützung von Land Steiermark und Stadtgemeinde 2006 nach Mürzzuschlag geholte Komponistenwerkstatt der Int. Sommerakademie Wien-Prag-Budapest, das Int. Suzuki-Geigenfest, das von Andrea Mugrauer und Monika Witzany gegründet wurde, die vom Jess-Trio (Elisabeth-Violine, Stefan-Cello und Johannes Kropfitsch-Klavier) gegründete Int. Anton Webern Werkstatt, die vom aus Hongkong gebürtigen britisch- russisch- österreichischen Dirigenten und Absolventen der „Int. Dirigentenwerkstatt Mürzzuschlag“, Mak Ka Lok initiierten Vokal- und Instrumentalkurse gemeinsam mit der PMA Music Foundation Hongkong haben dies bewirkt.

    Dass sich dieser Sektor in den nächsten Jahren sehr intensivieren wird, ist jetzt schon abzusehen. Dies ist eine wichtige Chance für die Stadt Mürzzuschlag und für die J. Brahms Musikschule. Abseits touristischer Interessen und rein musikalischer Aspekte, aber als zentrale Motivation und als ebensolcher Effekt kommt es durch diese Internationale Arbeit zu einem wechselseitigen Austausch von Werten, die der Beschäftigung mit Kunst, mit Musik innewohnen. Ohne die wechselweise Aneignung dieser Werte wird das „globale Dorf“ künftig nicht funktionieren können: Arbeitshaltung, Demokratie, Aufgeschlossenheit für Neues, das Lernen aus der Geschichte, Disziplin, Rücksichtnahme auf und Verständnis für Schwächere, Leistungsbereitschaft.

    Innendiffferenzierung

    Noch nie waren die Wünsche der Kinder & Eltern an die Musikschule so unterschiedlich wie heute: viele wollen sich locker der Musik nähern, andere arbeiten zielstrebig an einem instrumentalen Ziel, besonders Begabte (sie üben nicht von selber) und Hochbegabte (sie üben von selber) verlangen nach intensiver Betreuung. Unserem gesetzlichen Auftrag, der „Bildung & Erziehung“ heißt, können wir mit allen Schülern im gleichen Maß, aber auf unterschiedliche Weise gerecht werden. Unsere Antwort darauf ist die Reform unseres Statutes und der Schulwirklichkeit durch Differenzierung in einen Kontinuumszug, in einen Stufenzug I und in einen Stufenzug II für Hoch- und besonders Begabte. Dies wird nicht zuletzt den LehrerkollegInnen einen Zuwachs an Berufszufriedenheit bringen: die intensive Arbeit mit besonders Begabten und Hochbegabten liefert jene Motivation, die man braucht, um so manche andere Schülergruppe positiv & produktiv „ertragen“ zu können!

    Tourismusstudie

    Bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges war Mürzzuschlag als Teil der Semmeringregion ein weltbekannter Urlaubsort, eine klassische „Sommerfrische“, es gab hier 30 Hotels und Gasthöfe. Das Schifahren wurde in Mürzzuschlag erfunden. Die weltweit ersten offiziellen Schiwettkämpfe wurden in Mürzzuschlag durchgeführt. Mit dem Ausbleiben der Gäste aus Osteuropa als Folge des 1. Weltkrieges und mit dem Entstehen der umweltbelastenden Stahlindustrie endete die Tradition Mürzzuschlags als Tourismusort für rund 90 Jahre. In den letzten Jahrzehnten sind in unserer Region Tausende von Arbeitsplätzen vorwiegend im Bereich der Stahlindustrie verloren gegangen. Viele dieser Arbeitsplätze sind in den Osten verlagert worden, sie verhelfen Menschen und ganzen Völkern, das in bescheidenem Umfang zu erwerben, worüber sie in ihrer Geschichte noch nie verfügten: Wohlstand. Ein nicht geringer Teil dessen wird in Reisen investiert. Reisen nach Mitteleuropa, nach Österreich, das Kennenlernen unserer Kultur, das Kennenlernen der mitteleuropäischen Werte, zählen für Millionen von Menschen weltweit als wichtiges Bildungsgut, das nicht zuletzt ganz besonders den sozialen und den ökonomischen Aufstieg fördert. Heute ist Mürzzuschlags Industrie „higthtech“ und umweltfreundlich, die Gäste aus Osteuropa sind wieder da! Mürzzuschlag erwägt eine erneute Positionierung als Tourismusort mit den Schwerpunkten Outdoor-Sport, Eisenbahn (Semmeringbahn & Neuberger Bahn) und Kultur/Bildung. Letzterer Bereich wird in unserer Stadt von Johannes Brahms Musikschule, Kunsthaus und Öst. Brahmsgesellschaft und vom Südbahnmuseum/Kulturbahnhof getragen.

    Leistungsgerechte Spezialangebote für Senioren

    30% der Gründer der erfolgreichsten Firmen im kalifornischen Silicon Valley waren zum Zeitpunkt der Gründung ihrer Betriebe zwischen 60 und 85 Jahre alt. Die Gehirnforschung sagt uns, dass sich im Alter tatsächlich Gehirnregionen, die für künstlerisches Tun verantwortlich sind, stark entwickeln können. US-amerikanische Seniorenblasorchester spielen jungen Profis „um die Ohren“. Ein 90-Jähriger – der älteste Schüler der J. Brahms Musikschule – spielt heute so gut Viola wie nie zuvor. Ein 86-Jähriger sagt, dass es ihm physisch und psychisch dann am besten geht, wenn er musiziert.

    Musikschule soll Lebenshilfe sein. Warum soll dies nur für junge Menschen Geltung haben? Noch vor wenigen Jahren betrug die Zeitspanne zwischen Pensionsalter und Lebenserwartung nur wenige Jahre, heute sind es 15, 20 und mehr Jahre. Für Menschen in dieser Lebensphase kann die ernsthafte, durchaus leistungsbezogene Beschäftigung mit Musik eine wichtige Hilfe zur Lebensbewältigung sein, andererseits können Senioren - eine immer größer werdende Personengruppe - sehr viel zur Vitalität des Musiklebens beitragen

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